In Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren wurde am 08. Mai die Foto-Ausstellung „Warschau 1939“ in der NiedernburgGALERIE der Gisela-Schulen eröffnet – initiiert und organisiert von den Lehrkräften Carolin Brandl und Florian Lechner. Kurator Dr. Stefan Rammer stellte dafür eindrückliche Bilder eines unbekannten Fotografen zur Verfügung.
Die Fotos zeigen jüdische Menschen 1939 in der zerstörten Stadt Warschau, kurz nachdem dort die deutsche Wehrmacht einmarschiert war. Zur Eröffnung der Ausstellung erfuhren die Schülerinnen der zehnten Klasse die Geschichte dahinter: Vor rund 20 Jahren stießen Rammer und der Passauer Fotograf Michael Geins auf dem Dachboden eines alten Fotoateliers zufällig auf die Bilder – ein einzigartiger Fund. 25 von den insgesamt 300 Fotos stellte er in den 90er Jahren in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aus. Die Bilder sind ein „Lebenszeugnis der Gesellschaft“, so Rammer. Sie zeigen den Kriegsalltag der Menschen, sollen aber „keine Bilder des Schreckens, sondern Bilder von Menschen mit ihren Gefühlen sein, Bilder aus dem Vorhof der Hölle.“ Als solche beeindruckten sie auch den Publizisten Michel Friedman, Sohn einer jüdischen Familie, die von Oskar Schindler gerettet wurde.
So entstanden ein Buch und eine weitere Ausstellung, die bis 1999 in über 60 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen war. Heute befinden sich die Originalfotos im Stadtmuseum von Warschau. Kopien sind in Yad Vashem sowie im Holocaustmuseum in Washington ausgestellt. Außerdem gab es bis 2002 Ausstellungen mit weiteren Kopien – und 2025 erneut im „Spectrum Kirche“. Ziel ist es laut Rammer, „dass Menschen eine Geschichte bekommen, die nicht endet“ und Geschichten erzählt werden, die „erzählt werden müssen“ – gerade in der heutigen Zeit, die von Kriegen in vielen Teil der Welt geprägt ist.
Den Schülerinnen gingen diese Erzählungen sehr nahe. Es sei „ein komisches Gefühl, Bilder von Menschen zu sehen, die, anders als wir heute, nicht wussten, was ihnen bevorstand.“ Dies führte sie schließlich zu dem Fazit: „Wir müssen verhindern, dass das wieder passiert.“ Ein Fazit, das auch gut zu einem jüdischen Sprichwort passt: „Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt“.
Wolfgang Neumeier