Das zweite Halbjahr startete für die Abschlussklassen der Gisela-Schulen mit einem Ausflug in die Weltliteratur. „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett, vermutlich eines der meist diskutierten Stücke des modernen Theaters, stand auf dem Spielplan des Theaters an der Rott. Nur wenige Tage nach der Premiere, die von der Presse gefeiert wurde, fuhren die rund 100 Schülerinnen mit ihren Lehrkräften mit hohen Erwartungen nach Eggenfelden. Und sie wurden nicht enttäuscht. Die grandiose Leistung des Ensembles fesselte die Schülerinnen vom ersten Moment an. Die Intention des Dramaturgen Kay Philipp Baronowsky, die Entstehungsgeschichte des Werks sichtbar zu machen, wurde nur allzu deutlich und rief bei einigen Zuschauerinnen Betroffenheit hervor. Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Gewalt, die karge Landschaft, in der die Figuren aufeinandertreffen, all dies spiegelt die schrecklichen Erlebnisse während der NS-Herrschaft wider. Menschliche Kälte, Aussichtslosigkeit, menschliches Leid im Krieg oder die Suche nach dem Lebenssinn sind jedoch Themen, die auch tagesaktuell gelesen werden können. Die inhaltliche Schwere wurde durch manche komische Einlage gemildert. Am Ende blieben die Fragen, wer denn nun Godot sei und ob er noch komme, unbeantwortet und sorgten daher für reichlich Gesprächsstoff.
Katrin Gerhardinger