Das Schultheater von Niedernburg ist in eine neue Dimension vorgestoßen. Erstmals zeigte der Oberstufenkurs des Gisela-Gymnasiums “Theater und Film” eine Produktion auf der Profibühne der Athanor Akademie. “Weibsbilder” heißt das Stück, das am Sonntagabend im Theatersaal der Fachakademie für Darstellende Kunst aufgeführt und von rund 150 Besuchern bejubelt wurde.
Seit September haben die Schülerinnen des Wahlfachs Theater an dem Stück gearbeitet; sie haben alle Dramen gelesen, ihr Stück selbst konzeptioniert und die Kurzszenen geschrieben. Ausgangspunkt war das Zitat “Da sieht er am Fenster ein Weibsbild stehen” der bayerischen Schriftstellerin Lena Christ aus ihrem Roman “Rumplhanni”. Die Schülerinnen hinterfragten den Blick auf Frauen zu verschiedenen Zeiten sowie Rollen, die ihnen von der Gesellschaft verpasst wurden.
“Weibsbilder” ist eine Theatercollage geworden, die berühmte Frauen der Weltliteratur in Kurzszenen auftreten lässt. Von Medea über Lady Macbeth bis zu den beiden Putzfrauen Erna und Grete. Die Szenen wurden von zwei Moderatorinnen (Luise Allinger und Cora Dobler) kommentiert, die sehr gegensätzliche Positionen vertreten. Den Mädchen gelang es, jeder Rolle in ihrer Kürze ein markantes Profil zu verleihen: Johanna Schmalz (Medea), Jessica Gering (Emilia Galotti und Arzt), Emma Harreiter (Kammerfrau und Evchen), Melanie Muxfeld (Lady Macbeth), Julia Christl (Marie), Laura Rother (Erna) und Sophia Bildner (Grete). Regie führten Emilia Schneider, Julia Waldbauer und Projektleiter Wolfgang Reiter. Die Szenen wurden durch eine lebende “Spieluhr” verbunden, die Tanzszene hatte Inge Lade-Krinner choreografiert. Die Synchronität bekamen die Mädchen ebenso gut hin wie die Kampfszenen. Neben oben Genannten tanzten in diesen Szenen auch Greta Baumgartner, Sara Drasko und Philomena Ebner.
Weil zum professionellen Theater neben der Musikschiene auch Bühnenbild und Kostüm gehören, ließen sich auch da die Schülerinnen einiges einfallen. Die Moderatorinnen, die auf einer Couch im Hintergrund in Beobachterpositionen waren, traten im Hosenanzug und schillerndem roten Bustier auf; alle anderen hatten schwarze Turnkleidung an, trugen teils weiße Masken; die individuellen Rollen wurden mit entsprechenden Kostümen und Requisiten ausgestattet, z.B. ein blutiges Tuch für Lady Macbeth, ein Kinderwagen für Evchen, ein Schminktisch für Marie, ein kleiner Stoffhund für Grete. Das alles war gut durchdacht! Für Licht und Ton sorgte Luca Wagner.
Möglich geworden war der Abend, weil der Förderverein des Gisela-Gymnasiums das Projekt finanziell unterstützte.
Am Ende bedankte sich Projektleiter Wolfgang Reiter u.a. auch bei den Eltern und der Unterstützung durch das Leitungsteam der Athanor Akademie, das kompetent beriet. Leiter Sebastian Goller, sein Stellvertreter Achim Biler und Marketingchef Stean Brennecke zeigten sich von dem Projekt der Schülerinnen begeistert.
Sehr beeindruckt war auch Direktor Dr. Markus Eberhardt, der von einem spannenden Abend und einer souveränen Leistung sprach. “Dass unsere Schülerinnen unter professionellen Bedingungen Schultheater machen können, ist ein Privileg für unsere Schule”.
Dr. Edith Rabenstein