Einen Kinoabend mit Kurzfilmen, Workshops, einem Spielfilm, Popcorn, Getränken und Pizza. Die beiden Lehrer für Politik und Gesellschaft, Ludwig Kohlhofer und Tina Finnemann nahmen mit einer Gruppe von Schülerinnen aus den 11. Klassen und zum Teil auch aus niedrigeren Jahrgangsstufen, teil.
An einem Freitagabend in dieser Zusammensetzung im Cineplex zusammenzukommen, war für alle ein besonderes Erlebnis. Die Veranstalter hatten nicht mit so viel Zulauf aus verschiedensten Schulen gerechnet, drum platzte der Kinosaal für 60 Personen aus allen Nähten. Die Niederburger Gruppe saß für die ersten beiden Aktionen auf den Treppenstufen im Saal.
Vor allem für die ganz jungen Besucher aus unterschiedlichen Schulen – die Veranstaltung war bereits für Zwölfjährige freigegeben – bot der Abend Gelegenheit Party zu machen. Die Niedernburgerinnen wussten die Kids aber im Zaum zu halten. Im ersten Teil des Abends zeigten die Veranstalter mehrere Kurzfilme, die von Kindern und Jugendlichen zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes geschaffen worden waren. Die Sequenz war während des Bayerischen Kinder- und Jugendfilmfestes entstanden. Danach verließen alle Beteiligten den Saal und trafen sich im Foyer des Kinos. Dort fand der erste Teil der Workshops statt, geleitet von Sandra Straube, der Kommunalen Jugendpflegerin beim Kreisjugendring Passau. Bei Fragen nach Alter oder Herkunft der Besucher, dem Beweggrund für die Teilnahme am Abend und dem ganz persönlichen Verständnis von Demokratie mussten sich die Besucher entweder in vier Ecken oder im gesamten Foyer verteilen. Das brachte alle in Bewegung und ins Gespräch und auch zum Lachen.
Danach ging es wieder in den Kinoraum, wo sieben Personen am spannenden „Asch-Experiment“ teilnahmen. Was erst später aufgelöst wurde: Alle bis auf eine Person waren vorab instruiert, wie sie antworten sollten. Nur die eine Person, die nicht Bescheid wusste (übrigens eine ehemalige Niedernburgerin), war also die Messgröße. Die anderen Teilnehmer gaben zum Teil bewusst falsche Antworten beim Vergleichen von grafischen Symbolen. Diese falschen Antworten verunsicherten die Probandin und sie gab zum Teil, aufgrund des Gruppenzwangs, ebenfalls falsche Antworten.
Dieses Experiment sollte den jungen Leuten zeigen, wie schnell man in einer Gruppe
zu falschen Aussagen verleitet werden kann. Das Resümee dieses Projekts war: Auch viele Menschen können sich irren, man passt sich leicht der Meinung bestimmter Gruppen an, obwohl man es besser und richtiger weiß.
Nach diesem erhellenden, aber auch bedrückenden Test gab es eine Stärkungspause, in der sich die Schülerinnen dank Gutscheinen mit Popcorn, großen Getränken und auch mit Pizza eindecken und stärken konnten.
Als letzter Programmpunkt stand der Spielfilm „In Liebe, Eure Hilde.“ auf dem Plan. Hier ging es um die Widerstandskämpferin Hilde Coppi, die sich gegen die Nationalsozialisten auflehnte. Im Osten Deutschlands wird Hilde Coppi hoch verehrt, es gibt Straßen, Plätze, Kindergärten und Schulen mit ihrem Namen. Im Westen ist diese starke und bewundernswerte Frau praktisch unbekannt, weil sie mit den Russen sympathisierte. Der Film führte mit großer Intensität und ergreifenden Bildern die Gräueltaten der Nazis und die Entschlossenheit von Hilde Coppi, ihrem Ehemann und ihren Freunden vor Augen. Ein großes Werk, das zwar schwere Kost, aber sehr zu empfehlen ist.
Martina Finnemann