Einen Abend und eine Nacht in der Schule – mit jeder Menge Programm, tiefsinnigen Gesprächen, kreativer Arbeit, lustigen Streichen und ganz viel Gemeinschaft – das ist das alljährliche Konzept der Bibelnacht, an der jährlich die Niedernburgerinnen ab der 8. Klasse teilnehmen können. Das Motto der Veranstaltung, die in diesem Jahr am 21.3. stattfand, lautete dieses Mal: „Alles hat seine Zeit“. Dies sind die Worte des Weisheitslehrers Kohelet aus der Bibel, der daraufhin beschreibt, dass es sowohl gute als auch schlechte Zeiten gibt. In zwei verschiedenen oder aufeinander aufbauenden Workshops setzten sich die Schülerinnen in der Nacht auf verschiedenste Arten mit diesem Motto auseinander.
Bei der Auftaktveranstaltung in der Klosterkirche begrüßte Schulleiter Dr. Markus Eberhardt die rund 180 Schülerinnen und 45 Lehrkräfte, die sich entweder bereit erklärt hatten, jeweils zwei Workshops zu leiten oder die einzelnen Klassen während der Übernachtung zu beaufsichtigen.
Anschließend führte die Klasse G10a unter Anleitung ihres Religionslehrers Erich Liebl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Veranstaltung ein. In einem Film wurden die Bibelverse anhand von Zeichnungen und Bildern präsentiert. Darauf folgte eine szenische Darstellung der Bibelworte, die die Schülerinnen über mehrere Wochen hinweg einstudiert und geprobt haben. Sie brachten eigene Deutungen der Bibelworte zur Sprache und bezogen die Anwesenden aktiv in das Geschehen ein, indem sie im Rahmen einer inszenierten Talk-Show über die Zeit und ihre sinnvolle Nutzung diskutierten.
Im Anschluss an diese stimmungsvolle und abwechslungsreiche Einführung, die das Publikum mit großem Applaus würdigte, schickte der Organisator der Bibelnacht, Lukas Spitzenpfeil die Jugendlichen zu ihren ersten Workshops. Die Lehrerinnen und Lehrer hatten vielfältige Angebote vorbereitet. Unter anderem mussten sich die Teilnehmerinnen aus einem Escape-Room befreien. Die Schülerinnen gestalteten zudem – passend zum Bibeltext von Kohelet – kleine Kirchenfenster mit Wassermalfarben, entwarfen Nagelbilder und vieles mehr. Frater Serafim aus dem Kloster Niederalteich berichtete über das Leben im Kloster und gab den Schülerinnen Einblick in den zeitlich durchgeplanten Tagesablauf von Mönchen und Nonnen.
Nach dem Ende der ersten Workshops gab es eine kurze Teepause, bevor die Jugendlichen in einem zweiten Zeitraum weitere Angebote nutzten.
Zum Abschluss trafen sich alle Schülerinnen noch einmal in der Kirche, um den Abend mit einer Andacht ausklingen zu lassen. In deren Zentrum stand eine Auslegung der Bibelverse von Kohelet. Dass es im Leben neben den guten Zeiten auch schlechten Zeiten gibt, muss nicht negativ verstanden werden. In seiner Predigt ging Lukas Spitzenpfeil darauf ein, dass der Hinweis darauf auch als Anregung verstanden werden kann, z.B. entweder daran wachsen oder das Bestmögliche daraus machen zu können. Für die besondere Atmosphäre dieser späten Andacht sorgte die Musik von Stimmbildungsgruppe, Schulband und Geigen, die die Schülerinnen zu Jubel und Applaus hinrissen.
Die Bibelsuppe, die im Anschluss ausgeteilt wurde, fand reißenden Absatz und wurde bis auf den letzten Teller verzehrt. Und danach stand die Nachtruhe auf dem Programm. Die Lehrer, die die Schülerinnen nachts betreuten, erzählten ganz andere Geschichten. Aber wie soll man schlafen, wenn die besten Freundinnen neben einem liegen und das nächtliche Schulhaus darauf wartet, im Finstern erkundet zu werden. Entsprechend schwer fiel das Aufstehen am nächsten Morgen, denn bereits um 7 Uhr früh wartete der Ostergottesdienst als offizieller Abschluss der Bibelnacht in der Kirche. Den gesamten folgenden Schulvormittag über blickte man in müde, aber glückliche Schülerinnengesichter.
Wolfgang Neumeier