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Kultur des achtsamen Miteinanders

Gisela-Schulen Niedernburg am 28.10.2024

432 A9042 1 Foto: Stefanie Hintermayr

Die Gisela-Schulen Passau-Niedernburg haben am 18. Oktober ihr „Institutionelles Schutzkonzept“ (ISK) präsentiert. Die Schulfamilie will damit jeglichen Formen sexualisierter Gewalt entgegenwirken und die Kultur des achtsamen Miteinanders weiterentwickeln.

Mit der Prä­sen­ta­ti­on ihres Insti­tu­tio­nel­len Schutz­kon­zepts“ (ISK) am Frei­tag, den 18. Okto­ber haben die Gise­la-Schu­len Nie­dern­burg in Pas­sau einen wei­te­ren Mei­len­stein in ihrer Prä­ven­ti­ons­ar­beit erreicht. Mit die­sem Kon­zept ist ab sofort fest­ge­schrie­ben, jeg­li­chen For­men sexua­li­sier­ter Gewalt ent­ge­gen­zu­wir­ken sowie die Kul­tur des acht­sa­men Mit­ein­an­ders und respekt­vol­len Umgangs an der Schu­le wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, auf Grund­la­ge der Rah­men­ord­nung Prä­ven­ti­on der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und der staat­li­chen Vor­schrif­ten. Zwar gäbe es schon seit Län­ge­rem bewähr­te Prä­ven­ti­ons­kon­zep­te, bei­spiels­wei­se gegen Extre­mis­mus und Mob­bing, erklärt Schul­lei­ter Dr. Mar­kus Eber­hardt, aber: Mit dem Insti­tu­tio­nel­len Schutz­kon­zept wol­len wir jetzt die Prä­ven­ti­ons­ar­beit wei­ter­ent­wi­ckeln und pro­fes­sio­na­li­sie­ren.“ Die Gise­la-Schu­len sei­en schließ­lich in kirch­li­cher Trä­ger­schaft und hät­ten dadurch auch ein ent­spre­chen­des Schul­pro­fil: Wir als kirch­li­che Schu­le pfle­gen natür­lich eine ande­re Kul­tur des Umgangs mit­ein­an­der als viel­leicht ande­re Schu­len. Wir wol­len hier bei uns in Nie­dern­burg eine Schul­fa­mi­lie sein, und zwar im wört­li­chen Sinn“, betont er. Das sieht Anja Wag­ner-Hölzl, Schul­amts­di­rek­to­rin i. K. im Bis­tum Pas­sau, genau­so: Die sys­te­ma­ti­sche Prä­ven­ti­on von sexua­li­sier­ter Gewalt gehört zum Qua­li­täts­merk­mal und zum Pro­fil einer kirch­li­chen Schule.“

Den Stein ins Rol­len gebracht für das ISK hat schließ­lich der Miss­brauchs­skan­dal in der katho­li­schen Kir­che. Unter der Lei­tung von Kath­rin Ger­har­din­ger, Bera­tungs­leh­re­rin der Gise­la-Real­schu­le, wur­de in Koope­ra­ti­on mit dem Bis­tum Pas­sau ein detail­lier­tes Kon­zept mit ver­schie­de­nen Bau­stei­nen erstellt. Hier sei­en jetzt alle Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men und Ver­hal­tens­wei­sen in schrift­li­cher Form gesam­melt, wie man in Gefähr­dungs­fäl­len vor­ge­he, so Ger­har­din­ger: Unser lang­fris­ti­ges Ziel ist eine Kul­tur des acht­sa­men Mit­ein­an­ders. Das bedeu­tet: Dass wir respekt­voll mit­ein­an­der umge­hen. Dass wir kla­re Ver­hal­tens­wei­sen haben, was Nähe und Distanz betrifft. Dass wir unse­ren Schü­le­rin­nen zuhö­ren. Dass wir als Schu­le ein Ort sind, an dem sich die Mäd­chen wohl und sicher füh­len und dass wir hier­für Räu­me schaf­fen. Unse­re Schü­le­rin­nen sol­len auf jeden Fall zu uns Leh­re­rin­nen und Leh­rer oder auch zu älte­ren Schü­le­rin­nen kom­men kön­nen. Ein ver­trau­ens­vol­les Mit­ein­an­der!“ Als zen­tra­le Bau­stei­ne des ISK nennt die Bera­tungs­leh­re­rin die Defi­ni­ti­on von sexua­li­sier­ter Gewalt und einen aus­führ­li­chen Ver­hal­tens­ko­dex für das Leh­rer­kol­le­gi­um und die Schü­le­rin­nen. Und kon­kre­te Maß­nah­men wer­den natür­lich auch auf­ge­führt, was es bei­spiels­wei­se bei Schul­fahr­ten oder im Sport­un­ter­richt zu beach­ten gilt, sowie sämt­li­che Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men“, erklärt Gerhardinger.

Den bei­den Schü­ler­spre­che­rin­nen Ella Wagen­pfeil (Q12) und Katha­ri­na Buch­ner (R10A), ist das The­ma Prä­ven­ti­on von sexua­li­sier­ter Gewalt an ihrer Schu­le ein Her­zens­an­lie­gen. Gera­de an einer Mäd­chen­schu­le sei das beson­ders wich­tig, mei­nen die bei­den. Wir wol­len Anlauf­stel­len schaf­fen, wenn die Mäd­chen mit dem The­ma in Berüh­rung kom­men, um sich dann aus­tau­schen und Hil­fe bekom­men zu kön­nen“, meint Schü­ler­spre­che­rin Ella (Gise­la-Gym­na­si­um). Und Schü­ler­spre­che­rin Katha­ri­na (Gise­la-Real­schu­le) ergänzt: Gera­de in unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft muss mehr über die­ses The­ma gespro­chen und dar­über auf­ge­klärt wer­den. Wir sind hier in einer Schu­le – und beson­ders hier ist es wich­tig, für mehr Auf­klä­rung und Kom­mu­ni­ka­ti­on zu sor­gen.“ So hat Ella die Rosa Kis­te“ initi­iert, einen Brief­kas­ten, in den die Mäd­chen ihre Anlie­gen ein­wer­fen kön­nen und – sofern sie nicht anonym sind – die sie dann beant­wor­tet und im Bedarfs­fall Hil­fe ver­mit­telt. Und Katha­ri­na hat mit ihrer Arbeits­grup­pe aus dem Schü­ler­par­la­ment Schu­le als Safe-Space“ eine anony­me Umfra­ge gestal­tet mit Fra­gen wie bei­spiels­wei­se: Glaubst du, du bekommst die rich­ti­ge Hil­fe an unse­rer Schu­le? Weißt du, wo du Hil­fe bekommst? Weil ich der Über­zeu­gung bin, dass wir schon vie­le tol­le Pro­jek­te an unse­rer Schu­le haben, die aber noch immer zu wenig genutzt wer­den oder zu wenig bekannt sind“, meint sie.

Koope­ra­ti­on mit dem Bis­tum Passau

Das ISK der Gise­la-Schu­len wur­de in enger Zusam­men­ar­beit mit dem Bis­tum Pas­sau ent­wi­ckelt, zuvor­derst mit der Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­ten Bet­ti­na Sturm. Sie freut es beson­ders, dass über die bewähr­ten Prä­ven­ti­ons­pro­jek­te hin­aus mit dem Kon­zept jetzt alles noch­mals gebün­delt und ver­schrift­licht zusam­men­ge­fasst ist. Mäd­chen, die von sexua­li­sier­ter Gewalt betrof­fen sind, bekom­men durch die­ses Schutz­kon­zept einen Weg auf­ge­zeigt, wohin sie sich in die­sem Fall wen­den kön­nen.“ Als Kern­bot­schaf­ten für betrof­fe­ne Schü­le­rin­nen nennt sie: Nimm dei­ne Wahr­neh­mung und dei­ne Gefüh­le ernst! Ver­traue dich jeman­dem an! Du kannst dich mit den Per­so­nen hier an der Schu­le aus­tau­schen und über die­ses The­ma spre­chen! Wenn du dich anver­traust, ist es kein Pet­zen! Und die Per­so­nen, die dir zuhö­ren, neh­men dich wirk­lich ernst! Zufrie­den meint Sturm: Ich wür­de sagen, es geht jetzt nach der Prä­sen­ta­ti­on des Schutz­kon­zepts nicht los. Viel­mehr geht es mit neu­en Erkennt­nis­sen aus dem Ent­wick­lungs­pro­zess des ISK wei­ter, die jetzt in den Schul­all­tag ein­flie­ßen. Wei­ter so!“

Hin­ter­grund zum ISK

Unter einem Insti­tu­tio­nel­len Schutz­kon­zept“ (ISK) ver­steht man die geziel­ten Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men eines kirch­li­chen Rechts­trä­gers, um sexua­li­sier­ter Gewalt ent­ge­gen­zu­wir­ken. Sie wer­den in einem Gesamt­kon­zept gebün­delt, wel­ches sich an den Grup­pen und deren Lebens­welt in der jewei­li­gen Insti­tu­ti­on ori­en­tiert. Das ISK ist ein Qua­li­täts­merk­mal, mit dem eine Insti­tu­ti­on in kirch­li­cher Trä­ger­schaft klar Stel­lung bezieht und unter­streicht, dass dem Schutz der ihr anver­trau­ten Per­so­nen höchs­te Prio­ri­tät bei­gemes­sen wird. Grund­la­ge ist eine Kul­tur des acht­sa­men Mit­ein­an­ders, der unbe­ding­ten Wert­schät­zung und des respekt­vol­len Umgangs aller Mit­glie­der unter­ein­an­der inner­halb der Insti­tu­ti­on. Die Erar­bei­tung von Schutz­kon­zep­ten erfolgt in einem lang­fris­ti­gen Pro­zess und umfasst ver­schie­de­ne Maß­nah­men. Es geht um die Ent­wick­lung von Struk­tu­ren und vor allem Hal­tun­gen. Struk­tu­ren kön­nen von der Lei­tungs­ebe­ne rela­tiv zügig ver­än­dert wer­den. Hal­tungs­än­de­run­gen dage­gen brau­chen län­ger und kön­nen nicht ohne die Ein­zel­per­so­nen inner­halb der Insti­tu­ti­on gelin­gen. Mehr zum The­ma gibt es online auf:

https://​www​.bis​tum​-pas​sau​.de/​b​e​r​a​t​u​n​g​-​s​e​e​l​s​o​r​g​e​/​p​r​a​e​v​e​n​t​i​o​n​/​i​n​s​t​i​t​u​t​i​o​n​e​l​l​e​s​-​s​c​h​u​t​z​k​o​nzept

Text: Ste­fa­nie Hintermayr/​pbp

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